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1. Begegnung
2. Eroberung
3. Sex
4. Phantasien
5. Eifersucht
6. Alltag
7. Dreiecke
8. Krise
9. Trennung
10. Verliebtheit

Autoren
Aaron
Arthur
Charlotte
Gabriel
Hector
Jan
Judith
Lucia
Rebecca
Salome



Beiträge von

REBECCA

REBECCA: Der Raum der Begegnung hebt sich von allem ab, was danach kommt. Er liegt vor jeder Entscheidung. Sein Reiz besteht in diesem Offenen.
Kapitel 1, Absatz 6; siehe Kontext

REBECCA: Die erste Liebe übt oft eine bestimmte Wirkung auf die Beschaffenheit der späteren Liebesgefühle aus. Salome hatte das Glück, Jesus zu begegnen.
Kapitel 1, Absatz 47; siehe Kontext

REBECCA: Objektive Schönheit existiert nicht. Die Auffassung von Schönheit ist an Moden gebunden, und die Gesellschaft legt ihre Werte fest. Das Ideal ist wandelbar.
Kapitel 1, Absatz 52; siehe Kontext

REBECCA: Anziehung durch Intellekt, durch geistige Fähigkeiten fasziniert mich am meisten. Dahinter kann Schönheit verblassen. Ich nehme Männer vor allem über ihre Sprache wahr. Allein die Worte stillen meinen Liebeshunger.
Kapitel 1, Absatz 62; siehe Kontext

REBECCA: Beide Positionen sind auch in einer Person denkbar. Entweder man wählt sich den, der ähnlich ist und aus ähnlichen Landschaften kommt - das können auch geistige Landschaften sein -, oder man sucht sich jemanden, der seinen Utopien entspricht. Ich könnte mir beides vorstellen.
Kapitel 1, Absatz 84; siehe Kontext

REBECCA: Gemeinsamkeiten werden durch Beruf, Arbeit oder Studienfach im Laufe des Lebens jedoch zunehmend wichtiger.
Kapitel 1, Absatz 86; siehe Kontext

REBECCA: Der Möchtegern-Therapeut wählt die Therapiebedürftige.
Kapitel 1, Absatz 100; siehe Kontext

REBECCA: Der Druck der Eltern ist vehement, wenn eine sogenannte Mesalliance droht.
Kapitel 1, Absatz 107; siehe Kontext

REBECCA: Und doch belastet es.
Kapitel 1, Absatz 109; siehe Kontext

REBECCA: Jetzt wird es aber unerträglich! Ihr zerredet ja alles! Vorlieben, Prägungen, Strategien, Prestige, Reizmuster: Das Spannende in der Liebe sind doch Begegnungen, die diese Festlegungen durchbrechen. Ein Mensch ist nicht die Summe seiner Beschränkungen, er ist in Bewegung, und Liebe bedeutet Veränderung. Du löst dich von allem, was du warst, du liebst plötzlich Dinge, die du bisher nicht kanntest.
Kapitel 1, Absatz 113; siehe Kontext

REBECCA: Und an der Anonymität und dem Ungewissen entzünden sich die Gefühle. Du steigerst dich da hinein, verzweifelst daran, die Adresse verloren zu haben und begibst dich auf die Suche. Oder du fühlst dich belebt von diesem neuen Raum der Imagination in deinem Inneren, in dem du fühlst, daß der andere von dir und deinen Phantasien weiß.
Kapitel 1, Absatz 121; siehe Kontext

REBECCA: Himmel, ich hoffe, du willst mich niemals verführen.
Kapitel 2, Absatz 125; siehe Kontext

REBECCA: Was sagt die erste Lektion?
Kapitel 2, Absatz 127; siehe Kontext

REBECCA: Hinter dem Verzicht auf aktive Eroberung steckt doch oft Angst. Es ist verletzend, ein Interesse zu bekunden, das nicht erwidert wird.
Kapitel 2, Absatz 131; siehe Kontext

REBECCA: Und wo bleibt die Sinnlichkeit bei dieser Simulation?
Kapitel 2, Absatz 142; siehe Kontext

REBECCA: Das weibliche Pendant war Messalina. Diese Römerin hatte eine ausgesprochene Neugier für alles Sexuelle, blieb jedoch ohne jede sinnliche Erregung. Sie verbot sich den Orgasmus, der sie dem Mann ausgeliefert hätte. Messalinen haben zahllose Verhältnisse, bleiben aber immer gefühllos. Sie suchen die Liebe und finden keine Erfüllung. Der Mann ist für sie der Rivale, gegen den sie kämpfen.
Kapitel 2, Absatz 144; siehe Kontext

REBECCA: Ich habe die Figur des Don Juan immer verabscheut. Er verläßt die Frauen mit einem höllischen Lachen, während der Knecht in der Buchführung einen Frauennamen hinzufügt.
Kapitel 2, Absatz 147; siehe Kontext

REBECCA: Ingeborg Bachmann hat es demonstriert. Sie ließ in Gegenwart mehrerer Männer ein Taschentuch fallen, die Männer bückten sich, und ihre Köpfe stießen unter ihr zusammen.
Kapitel 2, Absatz 174; siehe Kontext

REBECCA: Wie auch die Taktik, die eigene Liebenswürdigkeit und die Fähigkeit zur Zärtlichkeit im Umgang mit Dritten zu demonstrieren. Da umarmt die Mutter zärtlich ihr Kind und blickt den anderen Mann ausdrucksvoll an. Von Einzigartigkeit und Einmaligkeit bleibt da keine Spur.
Kapitel 2, Absatz 190; siehe Kontext

REBECCA: Noch geeigneter sind Reisen. Das Sich-Zeigen wird mit dem Prinzip des Unbekannten kombiniert. Nichts ist der schnellen Begegnung so förderlich wie die zeitliche Begrenzung.
Kapitel 2, Absatz 196; siehe Kontext

REBECCA: Hector lockt die Frauen.
Kapitel 2, Absatz 198; siehe Kontext

REBECCA: Das sind typische Szenen einer Bahnreise.
Kapitel 2, Absatz 217; siehe Kontext

REBECCA: Schönheit beginnt mit einem schönen Blick.
Kapitel 2, Absatz 226; siehe Kontext

REBECCA: Ich kenne das Gegenteil. All diese Dinge, die die Körperlichkeit und die erotische Anziehung betreffen, haben bei mir eine unendliche Verweigerungshaltung hervorgerufen. Ich habe selbst nie meine Weiblichkeit betont, sondern mich eher in formlosen Pumphosen unsichtbar gemacht. Ich könnte auch nicht sagen, was die äußere Anziehungskraft eines Menschen ausmacht.
Kapitel 2, Absatz 234; siehe Kontext

REBECCA: In keiner anderen Situation, in keinem anderen Augenblick zeigt sich eine Person so unverstellt und offenbart sich so rückhaltlos wie beim Sex. Da hast du einen Menschen in jedem Sinn nackt vor dir. Nackt und grenzenlos verletzbar – wie man selbst.
Kapitel 3, Absatz 268; siehe Kontext

REBECCA: Körperliche 'moments of being'?
Kapitel 3, Absatz 294; siehe Kontext

REBECCA: Das kann man vermeiden, wenn man aufmerksam ist.
Kapitel 3, Absatz 324; siehe Kontext

REBECCA: Genau. Mit der Zeit wächst die Fähigkeit, auf immer feinere Begehren des anderen einzugehen und auch an sich selbst solche feinen, flüchtigen Begierden zu entdecken. So würde die mögliche Lust immer farbiger, immer ausgetüftelter.
Kapitel 3, Absatz 328; siehe Kontext

REBECCA: Zu welcher Lust dein Körper fähig ist, erfährst du erst allmählich mit dem anderen.
Kapitel 3, Absatz 330; siehe Kontext

REBECCA: Es gibt Ekel, die zu tief liegen. Was meinst du, was manche Mütter ihren Töchtern von den Geschlechtsteilen der Männer erzählen.
Kapitel 3, Absatz 332; siehe Kontext

REBECCA: Dann aber ist Sex auch ein bewußter Prozeß, fast eine Arbeit mit dem anderen. Man müßte miteinander sprechen, etwas absichtsvoll versuchen, Scham überwinden wollen.
Kapitel 3, Absatz 335; siehe Kontext

REBECCA: Der Sex kann die Liebe boykottieren.
Kapitel 3, Absatz 352; siehe Kontext

REBECCA: Die Mode bringt den fetischistischen Kern ans Licht: Das Androgyne ist ein als Frau verkleideter Phallus!
Kapitel 3, Absatz 375; siehe Kontext

REBECCA: Vorspiel ist sowieso eine diskriminierende Bezeichnung, wahrscheinlich die Erfindung eines Mannes. Das heißt doch: Das eigentliche Spiel kommt noch, nämlich das genitale, das 'richtige'. Wir schaffen den Begriff ab!
Kapitel 3, Absatz 378; siehe Kontext

REBECCA: Eine Frau, die ein bewußtes Verhältnis zu ihrem Körper hat, braucht eine größere Vertrautheit zu einer Person als ein Mann, damit Sex möglich ist. Bevor ich mit einem Mann schlafe, möchte ich weitreichende Sympathie empfinden. Vielleicht weil ich diejenige bin, die etwas aufnimmt. Das geht tiefer als für einen Mann.
Kapitel 3, Absatz 394; siehe Kontext

REBECCA: Solche Phantasien sind mir nicht fremd. Aus einer früheren Beziehung kenne ich die andere Seite. Wir arbeiteten zusammen in unserem Gemüsegarten, ich lockerte den Boden mit einer dreizackigen Hacke auf, und plötzlich überkam mich die Vorstellung, ihm damit den Kopf einzuschlagen. Dieser Gedanke wurde so überwältigend, daß ich die Hacke ganz schnell aus der Hand legte. Damit ist unsere Kleingartenidylle auf den Punkt gebracht.
Kapitel 4, Absatz 411; siehe Kontext

REBECCA: Diese Phantasien habe ich dauernd. Ich will ihn schwanger machen, und wenn ich ihm das erzähle, wird er ganz bleich im Gesicht und fragt ratlos, wie ich das denn meine, woraufhin ich ihn nur vielsagend anlächele.
Kapitel 4, Absatz 425; siehe Kontext

REBECCA: Das ist Eis am Stiel.
Kapitel 4, Absatz 437; siehe Kontext

REBECCA: Mir hat das immer widerstrebt, Reizwäsche anzuziehen. Ich würde mich dann so ausgestellt fühlen. Und dabei wollte ich nie gesehen werden. Bei Männern achte ich überhaupt nicht darauf. Ich könnte keine Unterwäsche beschreiben.
Kapitel 4, Absatz 442; siehe Kontext

REBECCA: Ja, das hat sicher etwas mit meiner Geschichte zu tun. Bestimmte körperliche Regungen und Geräusche kann ich bei einem Mann nicht ertragen, wenn er zum Beispiel beim Essen schnauft und schlürft oder wenn er schnarcht und gluckst. Da könnte ich ausrasten. Diese Überempfindlichkeit und Vergewaltigungsphantasien – ich meine das Vergewaltigtwerden – hängen zusammen... Aber was du sagst, stimmt schon. Die Phantasie in die richtigen Worte zu kleiden, die nicht so abstrakt sind, also Bilder zu finden für die Liebe, das ist mir wichtig.
Kapitel 4, Absatz 444; siehe Kontext

REBECCA: Mit Schimmelpilzen.
Kapitel 4, Absatz 452; siehe Kontext

REBECCA: Hast du Angst, daß du irgendwo gerinnst?
Kapitel 4, Absatz 457; siehe Kontext

REBECCA: Aber ist die Phantasie, die eigene geistig oder körperlich bewahrte 'Liebes'-Geschichte in seine Nachkommmen hineinzulegen, nicht eine Wahlverwandschaften-Phantasie? In Goethes Roman ist es ja auch so, daß die Gedanken an den Geliebten während des Beischlafes mit dem anderen das Kind nach dem Bilde des abwesenden Geliebten formt.
Kapitel 4, Absatz 473; siehe Kontext

REBECCA: Man muß ja nicht unbedingt zu dritt im Bett liegen und sich gegenseitig erregen. Es gibt diesbezüglich auch Phantasien ganz anderer Art, zum Beispiel dich selbst durch die Herstellung eines Dreierverhältnisses zum Verschwinden zu bringen. Du betreibst damit deine eigene Auslöschung, indem du dich durch eine andere Frau an der Seite des Mannes ersetzen läßt. Du läßt dich von ihr bis auf den Atem ersetzen. Marguerite Duras schreibt das in der Verzückung des Lol V. Stein: "In dem Maße, wie der Körper der Frau dem Manne sichtbar wird, schwindet der ihre dahin, schwindet, welche Wollust, aus der Welt." Danach heißt es: "Dieses sehr verzögerte Ausziehen des Kleides von Anne-Marie Stretter, dieses sanfte Auslöschen ihrer eigenen Person, nie ist es Lol gelungen, es zu Ende zu führen." Sie schafft es nicht ganz, sich zum Verschwinden zu bringen. Aber sie hat eine nicht zu bändigende Sehnsucht, sich durch die andere, die sich vor ihm auszieht, auszulöschen. Und darin entfacht sich eine ungeheure Wollust.
Kapitel 4, Absatz 479; siehe Kontext

REBECCA: Das hört sich ganz schön gewalttätig an. Aber das habe ich mit dem, was ich soeben gesagt habe, natürlich nicht gemeint.
Kapitel 4, Absatz 483; siehe Kontext

REBECCA: Als Gottesanbeterin!
Kapitel 4, Absatz 490; siehe Kontext

REBECCA: Den Anblick der Erektion beim Pferd fand ich als junges Mädchen erschreckend, Hector. Für mich gab's dafür noch kein Wort. Oder besser: Ich hatte es zwar vorher schon gehört, es jedoch nie in den Mund genommen.
Kapitel 4, Absatz 495; siehe Kontext

REBECCA: So 'ne Art Tacker?
Kapitel 4, Absatz 502; siehe Kontext

REBECCA: Und die findet man im Werkzeugkasten.
Kapitel 4, Absatz 506; siehe Kontext

REBECCA: Im Innern sitzt eine, die aufbegehrt, und die ich nicht mehr im Griff habe. Und dann die Scham. Die Bitte um Vergebung für die Ausgeburten dieser irrationalen Künstlerin.
Kapitel 5, Absatz 515; siehe Kontext

REBECCA: Das ist eine ganz schöne Drohung.
Kapitel 5, Absatz 533; siehe Kontext

REBECCA: Wenn bei mir ein Mann im Bett liegt, heißt das ja noch lange nicht, daß ich was mit dem zu tun habe.
Kapitel 5, Absatz 542; siehe Kontext

REBECCA: Herrlich, Pantoffeln könnten fliegen, Haare könnten ausgerissen werden – oder was meinst du?
Kapitel 5, Absatz 544; siehe Kontext

REBECCA: Irgendwann denkst du, daß es an der Zeit ist, klüger zu werden.
Kapitel 5, Absatz 560; siehe Kontext

REBECCA: Du denkst dir einfach: "So wie mich kann er niemanden geliebt haben."
Kapitel 5, Absatz 562; siehe Kontext

REBECCA: Das Verflixte an der Eifersucht – wie auch an der Liebe – ist doch, daß unsere Gefühle vom Verhalten des Partners abhängig sind. Wenn der andere mir keinen Platz in seinem Sprechen einräumt und jeder Satz eine Distanzierung oder eine völlige Abwesenheit meiner selbst enthält, verletzt mich das. Ebenso schmerzhaft ist es, wenn es das Wort 'wir' in einer Beziehung nicht gibt. Dann fehlt das 'Basisgefühl' des Geliebtwerdens. Meist leidet nur einer darunter. Manche Menschen brauchen diese Spannung und diese Eifersucht, um zusammenzubleiben. Das kann sehr quälend sein.
Kapitel 5, Absatz 572; siehe Kontext

REBECCA: Das Seltsame ist, daß meine Eifersucht auf eine andere Frau zugleich eine Beziehung zwischen mir und ihr herstellt. Ich kenne eine Eifersucht, die sich nicht gegen die andere Frau richtet, sondern sich ihr zuneigt. Vielleicht muß man sehr jung und unerfahren und eine Frau sein, um sich auf solche merkwürdigen Konstellationen einzulassen, aber ich kenne diese Hinwendung, die aus der anderen Frau eine seelische und geistige 'Ziehmutter' macht. Sie, die 'etwas' zu haben scheint, was ich nicht habe, schwebt mir ständig vor, wird zu einem Symbol für meine eigene Entwicklung, zum Antrieb für Wandlungen. Sie gilt es zu erreichen.
Kapitel 5, Absatz 578; siehe Kontext

REBECCA: Auf dem Umweg über die Zuneigung des von mir geliebten Menschen wurde die andere Frau zum Anreiz, meine Entwicklung voranzutreiben. Mit unglaublicher Energie habe ich daran gearbeitet, innerlich, ohne darüber zu sprechen. Diese andere Frau wurde mein Orientierungspunkt.
Kapitel 5, Absatz 581; siehe Kontext

REBECCA: Das ist zu blutsaugerisch, passender wäre der Begriff Mimesis. Ein Zufall zeigt das, was ich ausdrücken möchte: Ich war die dritte Freundin mit dem gleichen Namen, die dritte Rebecca. Meine beiden Vorgängerinnen hatten sich lange Zeit in Indien aufgehalten, wie es damals Mode war. Also begann ich, mich mit der indischen Philosophie auseinanderzusetzen. Die Frauen waren für mich der Anreiz dafür, nicht die Philosophie selbst. Ich suchte nach der Souveränität, von der ich meinte, sie hätten sie über eben jenen Weg erlangt.
Kapitel 5, Absatz 583; siehe Kontext

REBECCA: Außenorientierung? Im Grunde handelst du doch nach deiner Liebe, nach deinen innersten Gefühlen. Das ist keine Außenorientierung. Du gehst nach deiner Liebe zu einem Menschen, von dem du siehst, daß er dieses liebt, und du versuchst dieses, was er liebt, in dir zu erschaffen.
Kapitel 5, Absatz 586; siehe Kontext

REBECCA: Die Eifersucht ist hier der Stachel, der dich in eine immer intensiver werdende Beziehung zu einer dir unbekannten Frau treibt, und je stärker diese Beziehung wird, je länger sie anhält, um so mehr schmilzt der Stachel und zurück bleibt eine stark empfundene Nähe. Vielleicht gibt es von dort aus einen Weg, diese Nähe einmal ohne den Umweg über den Geliebten und die durch ihn vermittelten Bilder aufzubauen.
Kapitel 5, Absatz 589; siehe Kontext

REBECCA: Es wird tatsächlich eine Beziehung zu der anderen Frau aufgebaut, ohne daß sie es weiß.
Kapitel 5, Absatz 596; siehe Kontext

REBECCA: In einer sehr depressiven Phase habe ich einmal eine von den beiden Rebeccas angerufen.
Kapitel 5, Absatz 598; siehe Kontext

REBECCA: Ich habe gesagt: "Ich heiße so wie du."
Kapitel 5, Absatz 600; siehe Kontext

REBECCA: Zu dieser Zeit war ich schon ein wenig verrückt. Sie hat mich gefragt: "Wer bist du?"
Kapitel 5, Absatz 602; siehe Kontext

REBECCA: Dann habe ich mitten in der Nacht ein Gespräch mit ihr geführt. Ich hatte mich so sehr in eine Vorstellung von ihr hineingesteigert, daß ich ihre Stimme hören mußte.
Kapitel 5, Absatz 604; siehe Kontext

REBECCA: Der weiß das bis heute nicht.
Kapitel 5, Absatz 606; siehe Kontext

REBECCA: Haß habe ich nicht empfunden, es wurde sogar allmählich eine Liebe.
Kapitel 5, Absatz 608; siehe Kontext

REBECCA: Vielleicht liegt darin eine Faszination der Eifersucht. Gefühle und geistige Anstrengungen, die so energisch und konzentriert sind wie die, die aus der Eifersucht entspringen, sind sehr selten. Nur die Liebe hat für mich diese transformierenden Kräfte. Die Liebe zu einem anderen Menschen oder – vermittelt über die Eifersucht – zu einer dritten, war für mich ein wirklicher Impuls für Wandlungen. Ohne dieses Spannungsverhältnis zwischen mir und einem anderen Menschen kann ich mich nicht aus mir heraus verändern oder meine Sehnsüchte nach 'Metamorphosen' verwirklichen – auch im positiven Sinne. Es scheint allerdings, als ob das Älterwerden mit einem Nachlassen dieser kraftvollen Raserei verbunden ist.
Kapitel 5, Absatz 618; siehe Kontext

REBECCA: Wie alle Formen des Wahnsinns ist die Eifersucht in der Lage, eine eigene Welt, eine eigene Logik aufzubauen. Ich empfinde diese Logik nicht als eine, die sich über alles stülpt, vielmehr scheint sie alle Ereignisse wie ein Magnet in sich hineinzuziehen, sie saugt sie regelrecht auf, um sie in ihre eigene innere Motivkette einzubauen. Das 'Urmotiv' allen Handelns ist der Wille zum Betrug, der dem Partner zugeschrieben wird. Einmal von dieser Logik einverleibt, wird jeder Schritt zum Beweis des einen Motivs. Daraus gibt es fast kein Entkommen, auch weil dieser Unterstellung eine ungeheure Suggestivkraft innewohnt. Auf einmal glaubst du es selbst. Du knüpfst in deinen eigenen Gedanken an das Denken deines Partners an.
Kapitel 5, Absatz 623; siehe Kontext

REBECCA: Man könnte die von dir beschriebene Reaktion auch anders interpretieren, nämlich als geschickte Rechtfertigung für den Hang zum Fremdgehen, den deine Partnerin schon lange erkannt hatte. Statt dies zuzugeben, machst du sie nun zur Verursacherin, zur Schuldigen an deinem Verhalten.
Kapitel 5, Absatz 628; siehe Kontext

REBECCA: Mein Ideal wäre die völlige Unberechenbarkeit: weder genau zu wissen, daß er eifersüchtig ist, noch sich seines tiefen Schlafs gewiß zu sein.
Kapitel 5, Absatz 640; siehe Kontext

REBECCA: Wie ich manchmal den eifersüchtigen Eiferer im Nachhinein lieben kann! Zwei Seiten haben die Geschichten, die er erfindet: Die eine Seite malt die Farben seiner Liebe aus. Nie hat einer so bunt geliebt, mit vollen Händen die Gaben seiner Liebe vor dir ausgeschüttet. Doch dann meint er zu merken: Er hat sie verschüttet, vergeudet, verschwendet! Du bist eine seiner Liebe und seinem ganzen Reichtum unwürdige Person, eine Schlampe bist du, eine Hure. Stets darauf bedacht, den anderen schöne Augen zu machen. Mit deinem unendlichen gierigen Hunger nach anderen Männern hast du die Farben der Liebe geschwärzt. Letztlich ist alles an dir Habgier und unersättlicher Hunger. Nie mehr wirst du in der Lage sein, wiedergutzumachen, was du an Liebe zerstört hast. Ein letztes Mal will er dich sehen, dann will er für immer gehen. Heute mußt du dich von ihm verabschieden. Die zerrissenen Fotos schmeißt er dir vor die Füße. Und dann schmeißt er sich hinterher, bittet um Vergebung, sagt, daß er diesmal zu hart zu dir gewesen sei. Wir werden uns wiedersehen.
Kapitel 5, Absatz 654; siehe Kontext

REBECCA: Mein Freund geht nicht nur mit Socken ins Bett, er zieht sich auch immer als letztes die Socken aus und als erstes die Socken wieder an. Er ist vollkommen fixiert auf dieses Kleidungsstück. Das ist auf Dauer schon schwer zu ertragen. Ich müßte ihn umerziehen.
Kapitel 6, Absatz 667; siehe Kontext

REBECCA: Ich glaube, ich würde eher all deine lieben Schätzchen in die Badewanne werfen und sie mit Wasser sich vollsaugen lassen, bevor ich dich um Erlaubnis fragen würde. Das wäre der Anlaß zum Rosenkrieg.
Kapitel 6, Absatz 675; siehe Kontext

REBECCA: Bei mir ist das Schluckgeräusch ein Gradmesser der Beziehung. Am Anfang stört es mich noch nicht so sehr, aber es belastet mich zunehmend, je länger die Beziehung andauert.
Kapitel 6, Absatz 678; siehe Kontext

REBECCA: Ich sehe alles vor mir: den weiß gedeckten Tisch, zwei rote brennende Kerzen, schöne Servietten, all diese kleinen Kinkerlitzchen, die die Romantik erhöhen sollen. Dann geht der erste Schuß Rotwein über die Decke, im Stillen wird mir wohler, ich sehe das Wachs tropfen, dicke Fettaugen liegen auf der heißen Suppe. Er säuselt die Worte vom "schönen, nein wunderschönen Abend", dann sehe ich wieder auf seinen Teller, sehe ihn in das Fleisch schneiden, tiefer und tiefer sinkt das Messer ein, er führt es zum Mund, das Mahlen der Zähne in dem toten Tier. Er sucht die feinen Themen, er ißt mit Tischsitten. Ich stehe auf, dabei stürzt das Rotweinglas vollends um. Die Tür knallt zu, Schluß mit dem "schönen, nein wunderschönen Abend"! Kurz gesagt: Die Ketchup-Flasche ist für mich bei allen Mahlzeiten unabdingbares Kriterium einer gelingenden Beziehung.
Kapitel 6, Absatz 695; siehe Kontext

REBECCA: Sagen wir es einfach salopp: "Das geht mir ein bißchen ab." Hinter dem Bild der romantisch hergerichteten Essenstafel sehe ich sehr rasch das heimliche 'Fressen und Gefressen-werden.' Aber darauf brauchen wir jetzt nicht weiter einzugehen.
Kapitel 6, Absatz 697; siehe Kontext

REBECCA: Es gibt immer viel zu lesen auf Aarons Klo.
Kapitel 6, Absatz 705; siehe Kontext

REBECCA: Wenn ich fühle, vom anderen bedrängt oder eingeengt zu werden, will ich mir Freiräume erkämpfen. Dann überlegt man sich, bewußt Pläne zu schmieden, an denen der Partner nicht teilnimmt. Oder man schafft sich Kriegsschauplätze, in denen all die kleinen Aggressionen, die sich tagtäglich aufstauen, abreagiert werden.
Kapitel 6, Absatz 723; siehe Kontext

REBECCA: Man kann solche tieferen Zerwürfnisse vermeiden, indem man von Anfang an seinen persönlichen Raum sichert. Es ist sehr wichtig, Distanz zu halten, zum Beispiel eigene Freunde zu haben oder ein eigenes Bett.
Kapitel 6, Absatz 734; siehe Kontext

REBECCA: Ja, und was sagt deine Freundin?
Kapitel 6, Absatz 742; siehe Kontext

REBECCA: Wunderbar. Am Ende liest du dein ganzes Leben neu, auf diese Begegnung hin, auf diesen einen Menschen.
Kapitel 6, Absatz 746; siehe Kontext

REBECCA: Du meinst den tragischen Punkt, an dem der andere plötzlich unwirklich wird, seine Anwesenheit hinter seiner Fassade verschwindet und sein Körper jede Festigkeit verliert. Selbst vertraute Dinge kommen mir dann seltsam vor. In mir erstreckt sich eine endlose Wüste: die totale Entfremdung.
Kapitel 6, Absatz 749; siehe Kontext

REBECCA: Jetzt ist also Verzicht und Restriktion für den Mann angesagt!
Kapitel 7, Absatz 753; siehe Kontext

REBECCA: Im Fußballstadion.
Kapitel 7, Absatz 757; siehe Kontext

REBECCA: Diese erotisch getönte Freundschaft erlischt schnell, sobald eine der beiden sich in einen Mann verliebt.
Kapitel 7, Absatz 771; siehe Kontext

REBECCA: Je länger ich darüber nachdenke, um so mehr erscheint mir das Dritte als eine Möglichkeit, ein neues Bewußtsein zu erlangen. Oder könnte man vielleicht sagen: überhaupt Bewußtsein zu schaffen? Es muß sich dabei ja nicht um eine reale Dreiecksbeziehung handeln. Aber das Dritte, als Imagination einer Außenperspektive, eines Abseits, eventuell auch einer Fremde wirkt auf mich wie eine Beobachterinstanz, eine Möglichkeit zu Relativierungen innerhalb einer Zweierbeziehung. Teilweise kann ein Kind solche Funktionen übernehmen: Es schaut mich in manchen Konflikten mit so erstaunten Augen an... Wenn ich mir in Konfliktsituationen ein Kind als heimlichen Beobachter vorstelle, offenbart sich mir manche Absurdität einer Auseinandersetzung.
Kapitel 7, Absatz 797; siehe Kontext

REBECCA: In einer Beziehung kann noch eine andere Art des Dritten präsent sein. Nicht nur das Phantasieren von unerreichbaren Schönheiten, auch die Vorstellung von der Verkörperung des Verbotenen, des Tabus, ist denkbar. Das 'Banale' des alltäglichen Zusammenlebens wird in dieser Phantasie durchbrochen. Dieser Dritte ist der Rebell in der Fremde, mit dem ein Zusammenleben nicht möglich wäre, zu dem du dich aber immer wieder hingezogen fühlst. Er ist Ausdruck verborgener, ungelebter Wünsche. In dem Bewußtsein, ein Leben hätte auch anders werden können, im Wahrhalten brachliegender Selbstanteile liegt für mich ein großer Reiz. Hier wird die Phantasie vom Dritten Ausdruck eines Mangels, der in Wirklichkeit niemals ausgeführt werden soll. Das ausgemalte Bild hat nichts mit dem realen Zusammenleben zu tun. Darum stellt diese Phantasie keine Bedrohung für den Lebenspartner da.
Kapitel 7, Absatz 802; siehe Kontext

REBECCA: Dieser Aspekt hat in meinen Augen nichts mit einem realen 'Fremdgehen' zu tun. Vielmehr kann er etwas Geistiges ansprechen.
Kapitel 7, Absatz 805; siehe Kontext

REBECCA: Mir liegt die geistige Seite dieser Phantasien näher. Die Nähe in einer Zweierbeziehung kann den Blick auf den anderen verstellen. Sein tägliches Schneuzen, sein allmorgendlicher verknitterter Ausdruck im Gesicht, diese ganze Menschlichkeit macht es manchmal schwer, zu erkennen, was darüber hinausgeht. Das ist wie die Verstrickung ins Unentrinnbare des Lebens. Es gibt nur wenige, die die Kraft haben, dieses Verwobensein ins Leben positiv zu verstehen. Manchmal sehnt man sich wieder heraus, will die Entfernung. Ich verstehe diejenigen, die diese Nähe scheuen, die sich nur der Liebe auf Distanz hingeben. Ich glaube, daß ich nur durch die Entfernung eine Poesie der Beziehung zu entwickeln vermag.
Kapitel 7, Absatz 809; siehe Kontext

REBECCA: Ich habe einmal erlebt, wie zwei Männer um eine Frau Schach spielten.
Kapitel 7, Absatz 826; siehe Kontext

REBECCA: Du hast doch selbst mehrere Jahre eine Dreiecksbeziehung gehabt.
Kapitel 7, Absatz 828; siehe Kontext

REBECCA: Gleichzeitig käme mir jedoch der Gedanke, daß ich damit einen anderen Menschen nur benutze.
Kapitel 7, Absatz 845; siehe Kontext

REBECCA: Ich will aber noch ein wenig bei der positiven folie deux bleiben. Ich stelle sie mir als ein zeitweises gemeinsames Leben in einer der Realität entrückten Welt vor. Sicherlich kann diese Entrückung zu einem Psychothriller werden, aber ebenso kann sich das Leben so gestalten, als trete man in einen Roman ein. Ich glaube, es war Simone de Beauvoir, die gesagt hat, sie versuche sich jeden Moment ihres Lebens als Teil eines Romans vorzustellen und es auch in dieser Weise zu gestalten. Bei der folie deux fehlt dieses bewußte Element – deshalb liegt der Wahn so nah – aber manchmal entführt sie dich mit Haut und Haar in die Fiktion. Auf einmal fragst du dich, ob das Traum oder Wirklichkeit ist. Aber solche Momente sind kurz. Im Grunde lebt man in einem ständigen leisen Déja-vu-Gefühl, man weiß, daß es ein Wiedersehen ist, aber man weiß nicht, womit. Das hat etwas mit Glück zu tun.
Kapitel 7, Absatz 857; siehe Kontext

REBECCA: Ich kenne die Gleichgültigkeit als fehlenden Liebesbeweis. Für mich kann sie der Boden werden, auf dem die Giftpflanzen der Beziehung wachsen. Auf diesem Boden kann ich mich zunächst zu einem Steinkraut entwickeln, immer noch in der Lage, auch aus den kleinsten Ritzen des harten Steins ein bißchen Nahrung zu holen. Ich kann auch zur flehenden Kriechpflanze werden, die, wenn sie ihren Hunger nicht gestillt bekommt, ihre Arme wild in alle Richtungen auszubreiten beginnt, auf der Suche nach den allerkleinsten Brocken. In ihrem Wachstum ständig angetrieben von der Sehnsucht, in irgendeinem schwer zu erreichenden Winkel die Lücke in der Gleichgültigkeit des Geliebten zu finden, durch die der Blick auf die erhoffte Liebe zu mir sichtbar wird.
Kapitel 8, Absatz 869; siehe Kontext

REBECCA: Da könntest du in gewisser Weise sogar recht haben, denn was ich hier ausdrücken wollte, ist eine Verwilderung in einer Beziehung, in der sich einer der beiden – eben wie das Mauerblümchen – nicht oder nicht mehr geliebt fühlt. Wenn es deswegen nicht gleich zu einer Trennung kommt, kann dieses Mangelgefühl in einer Beziehung allerlei anstellen.
Kapitel 8, Absatz 872; siehe Kontext

REBECCA: Das empfinde ich auch so. Das Gefühl, nicht wirklich geliebt zu werden, treibt dich auf die Suche nach dem Liebesbeweis. Und diese Suche kann über die Grenzen der Intimsphäre hinausgehen, sie kann zu einem Stöbern in seinen Tagebüchern, seinen Briefen werden, und schon beginnt der Teufelskreis, denn wozu deine Angst, deine Liebessehnsucht dich getrieben haben, kann dein Verstand nicht legitimieren. Irgendwann wird dieses Tun herauskommen, und dann wird es ebenso vernichtend sein, wie das Flehen um das Ich-liebe-dich.
Kapitel 8, Absatz 877; siehe Kontext

REBECCA: Ich habe in Situationen, die ich in einer früheren Beziehung als lebensbedrohlich erlebt habe, eine Zeitlang permanent das Tagebuch des Geliebten gelesen, um dort die Wahrheit über mich und über uns zu suchen. Ich habe es ihm schließlich gestanden und dennoch weitergemacht. Es fehlten darin jegliche Liebesbeweise. Dieses Tagebuch wurde zu einem Orakel der Selbsterkenntnis für mich, dem ich eine Zeitlang verfallen war.
Kapitel 8, Absatz 882; siehe Kontext

REBECCA: Weil ich eben jene Gleichgültigkeit in Form einer profanen Tagebuchnotiz fürchtete: "Sie hat mich verlassen."
Kapitel 8, Absatz 884; siehe Kontext

REBECCA: Ich habe in dieser Zeit selbst Tagebuch geschrieben, allerdings mit dem unbedingten Wunsch, daß er darin lesen, sich dafür interessieren würde. Das war nicht der Fall. Ich glaube, es gibt verschiedene Arten, Tagebücher zu führen. Manche können zu einer Manifestation des Problems beisteuern, zu seiner Versteinerung. Es gibt aber auch andere, die eine Suche nach der Metamorphose darstellen. Die einen untermauern das Unglück, während die anderen auf die Suche gehen.
Kapitel 8, Absatz 887; siehe Kontext

REBECCA: Ich habe zwischen Krise und Beziehung bisher nie einen Unterschied gemacht. Für mich war die Liebe immer eine Art Dauerkrise, mal kürzer, mal länger. Es kann dir passieren, daß du zu Beginn nicht weißt, ob er dich liebt, und am Ende noch immer nicht. Du versuchst, es herauszufinden. Immer wieder möchtest du hören, daß er dich liebt, aber er äußert es nicht. Obwohl er mit dir zusammen ist, verleugnet er die Existenz einer Beziehung. Kurz: Nach außen hin entsteht der Eindruck einer festen Partnerschaft, aber im Innern herrscht die Dauerkrise. Eine solche Spaltung kann über Jahre anhalten, ohne daß die Krise zur erlösenden Trennung führt. Das ist wie ein spannungsgeladenes Verharren in der Vorwegnahme des Endes.
Kapitel 8, Absatz 909; siehe Kontext

REBECCA: Daß er die Nase so laut hochzieht, daß er wie ein Elefant schnarcht, daß er schmatzt und schlürft. Aber darüber habe ich ja bereits gesprochen.
Kapitel 8, Absatz 930; siehe Kontext

REBECCA: Hat das nicht insgesamt etwas mit der Entfremdung vom anderen zu tun? Es stellen sich diese Momente ein, in denen man spürt, daß der andere einem völlig fremd ist. Wenn das Gesicht des Partners, das man tausendmal gesehen hat, auf einmal in seiner ganzen Gleichgültigkeit dasteht. Natürlich geht diesen Augenblicken ein längerer Entfremdungsprozeß voraus, und innerhalb dieses Prozesses wagt keiner, die Sache auf den Punkt zu bringen. So steht man monate- und jahrelang in zunehmendem Dunst.
Kapitel 8, Absatz 934; siehe Kontext

REBECCA: Es gibt aber auch die Selbstentfremdung, wie du sie erlebst, wenn du von einer Beziehung in die nächste stolperst. Dann entdeckst du irgendwann in dir selbst dieses Loch. Du schaust in den Spiegel und erkennst dich selbst nicht mehr.
Kapitel 8, Absatz 938; siehe Kontext

REBECCA: Es kommt mir immer noch so vor, als handle es sich bei der Krise um harmlose kleine Sandkastenschlachten. Mir scheint, daß wir uns noch immer nicht das ganze Waffenarsenal der Liebenden klar gemacht haben. Die Krisenzeit ist wie eine Verwilderung. Aus den zwei zarten Pflänzchen treten mehr und mehr die wilden Triebe hervor und fangen an, sich auf ganz andere Weise umeinander herum zu ranken.
Kapitel 8, Absatz 953; siehe Kontext

REBECCA: Auch für den Fall, daß der andere sich nicht darauf einlassen will, gibt es Mittel, ihn oder sie aus der Reserve zu locken.
Kapitel 8, Absatz 956; siehe Kontext

REBECCA: Das wird natürlich nicht so schnell sichtbar. Zunächst einmal kann man damit anfangen, Zeichen der Zerstörung zu setzen. Das fängt an mit der Forderung nach Rückgabe von Geschenken. Etwa so: Du bist es nicht wert, schöne Dinge zu erhalten. Was ich dir aus Liebe gegeben habe, darf nicht bei dir bleiben. Stelle ich mir vor, daß du diese Dinge berührst, habe ich das Gefühl, daß du meine Liebe beschmutzt.
Kapitel 8, Absatz 960; siehe Kontext

REBECCA: Dann geht es weiter mit dem Zurückbringen von Geschenken. Sie werden nun als Ausdruck der Gefühlsarmut, als Unfähigkeit, die Liebe auf andere als auf materielle Weise auszudrücken, verstanden und dargestellt. Die Geschenke, die man nun bei sich wiederfindet, die überall verstreut im Zimmer liegen, werden zum Beweis der eigenen Armseligkeit stilisiert.
Kapitel 8, Absatz 963; siehe Kontext

REBECCA: Einer der nächsten Schritte besteht darin, die Briefe des anderen zu zerreißen und die Schnipsel in seinen Briefkasten zu werfen. Alles Symbolische ist nun an der Reihe. Zeichen der gemeinsamen Zeiten werden zerstört, Erinnerungsstücke an gemeinsam verbrachte Tage. Die Muschel, die man während eines Strandspazierganges gefunden hatte und die für beide großen symbolischen Wert besaß, wird nun zertreten. Wichtig ist natürlich, daß dies vor den Augen des anderen geschieht. Das ist die Grundvoraussetzung des verhexten Treibhauses: Der andere muß Zeuge der Zerstörung sein.
Kapitel 8, Absatz 968; siehe Kontext

REBECCA: Ja, jetzt geht es langsam drunter und drüber. Alles darf ins Feld geführt werden. Hat der andere nicht immer eine panische Angst davor gehabt, so zu sein wie sein Vater oder seine Mutter? Nun: Jetzt wird man ihm klar machen, daß er längst so ist. In allen Einzelheiten wird man ihm die Parallelen aufzeigen, mit Wonne wird man ihn unter einen Hut stecken mit diesem Elternteil, ihn damit identifizieren, alles Schiefgelaufene innerhalb der Beziehung ableiten aus dieser längst schon wahr gewordenen strukturellen Ähnlichkeit mit dem Verhaßten.
Kapitel 8, Absatz 970; siehe Kontext

REBECCA: Jetzt werden erst einmal andere eingeschaltet, die Freunde werden vor ihm gewarnt, Zweifel an seiner Integrität gesät. Man macht unverständliche und irritierende Andeutungen. Natürlich hält man den anderen für die Zeit des Kampfes noch ein wenig bei der Stange.
Kapitel 8, Absatz 973; siehe Kontext

REBECCA: Genau. Eine der brutalsten Formen der Schmerzzufügung oder der Rache besteht darin, den anderen immer wieder zu erweichen, ihn gewissermaßen zu öffnen und ihm dann in diese Öffnung den Dolchstoß zu versetzen. Ihr kennt ja den Film Der Rosenkrieg: Sie tut so, als wolle sie sich versöhnen, sie kocht für ihn, sie essen gemeinsam zu Abend, er wird ganz sanft, und während des Desserts stellt sich heraus, daß das Hauptgericht aus seinem Lieblingshund zubereitet worden war. Das ist in zugespitzter Form das, was ich mit dem Ineinsfallen von Versöhnung, Öffnung und Dolchstoß meine.
Kapitel 8, Absatz 975; siehe Kontext

REBECCA: Nein, nein, Charlotte, ich höre jetzt gleich auf, das ist ja wirklich ein unangenehmes Thema. Schließlich bleibt ja trotz allem die Möglichkeit, sich auf all das nicht einzulassen.
Kapitel 8, Absatz 977; siehe Kontext

REBECCA: Trennung markiert einen Paradigmenwechsel. Sie setzt die eingespielten Verhaltensweisen, das standardisierte Liebesgebaren außer Kraft, sie stellt alles, was gewesen ist, in Frage.
Kapitel 9, Absatz 988; siehe Kontext

REBECCA: Und er sagt: "Jetzt bist du wieder kindisch. Wenn du dieses Mal gehst, dann bleib' auch weg. Aber du kommst ja doch wieder."
Kapitel 9, Absatz 993; siehe Kontext

REBECCA: Und die Sehnsucht wäre genau dann gestillt oder stillgestellt. Es gäbe sie nicht mehr, keine Bewegung, keine Intention auf etwas hin. Das große erfüllte Glück bedeutet doch Stagnation.
Kapitel 9, Absatz 1029; siehe Kontext

REBECCA: Findet auch die Trennung zuerst im Kopf statt oder steckt nicht doch ein ganz reales Geschehen dahinter? Wenn aus der Nähe zum Geliebten plötzlich ein Abgrund wird, eine unüberwindbare Distanz.
Kapitel 9, Absatz 1034; siehe Kontext

REBECCA: Ich lasse alles stehen, ich nehme nichts mit. Ich gehe ohne Koffer, nur mit der Erinnerung an etwas, das hinter mir liegt. Wann immer ich mich getrennt habe, habe ich mich von einem Bewußtseinszustand, einem Lebensgefühl getrennt. Nach der Trennung werde ich eine andere.
Kapitel 9, Absatz 1055; siehe Kontext

REBECCA: Ich denke schon. Nicht im Sinne einer qualitativen Steigerung, was ist schon Steigerung? Ich glaube nicht an den Gedanken einer objektiven Entwicklung, sondern an das Gute im Wechseln der Lebenssituation, in der ich mich gerade befinde. In der Veränderung spüre ich eine Befreiung.
Kapitel 9, Absatz 1058; siehe Kontext

REBECCA: Ich muß mich korrigieren. Ich habe die Schlüssel von meinen Verflossenen noch längere Zeit behalten.
Kapitel 9, Absatz 1061; siehe Kontext

REBECCA: Wenn die Illusion als Illusion bewußt wird, daß der andere mir irgendwie helfen könnte, etwas noch nicht Bekanntes meines Ichs zu verstehen.
Kapitel 9, Absatz 1065; siehe Kontext

REBECCA: Das heißt doch: Welt als das 'Daß etwas ist'. Natürlich staune ich darüber, daß überhaupt etwas ist außer mir und ihr und uns, außerhalb jeder Interpretation und Hinsichtnahme auf uns hin. Aber das Staunen hört schnell auf. Es endet im Wahnsinn. Kein Zeichen besagt mehr irgendetwas. Die Dinge sind nur für sich, nicht mehr im Hinblick auf etwas anderes. Für mich ist das der absolut unpoetische Zustand.
Kapitel 9, Absatz 1091; siehe Kontext

REBECCA: Nur weil sie dich körperlich betrogen hat? Das finde ich lange nicht so gravierend wie das geistige Fremdgehen. Ich treffe einen anderen, mit dem ich mich intensiver unterhalte als mit meinem Freund; ich sehe den anderen immer häufiger, eine Verbindung entsteht, und eines Tages habe ich den früher Geliebten innerlich längst verlassen, noch bevor ich mit dem Neuen je intim war. Die platonische Variante der Entfremdung ist doch viel entscheidender.
Kapitel 9, Absatz 1101; siehe Kontext

REBECCA: Was ist schon körperliche Nähe? Mein Körper hatte kurz vor der Trennung das Gefühl verloren, daß da noch jemand anders ist, es gab keine Distanz mehr und insofern war's auch um die Nähe geschehen.
Kapitel 9, Absatz 1107; siehe Kontext

REBECCA: Irgendwo hört die Sprache auf und die Trennung beginnt. Die Worte, die ich für den anderen finde, sind doch auch nie eindeutig, sie schreiben nichts fest und zerstören darum auch nichts. Sie bleiben ambivalent und mehrdeutig, und derselbe Satz führt mich auf immer neue Weisen zum Geliebten. Wo die Sprache endet, endet auch die Liebe.
Kapitel 9, Absatz 1115; siehe Kontext

REBECCA: Das variiert. Die Trennung von meinem ersten Freund hat Jahre gedauert, im Grunde war die ganze Beziehung nach der Erkenntnis der Ungleichwertigkeit unserer Gefühle ein einziger Abschied. Aber ich konnte nicht gehen, weil der andere mich permanent negiert hat, ich war ein Nichts. Und wenn ich ging, ging nichts. Erst seine Bejahung meiner Person hätte mir erlaubt, zu gehen. Um diese Bejahung und Anerkennung habe ich jahrelang gebettelt, um endlich frei zu sein.
Kapitel 9, Absatz 1120; siehe Kontext

REBECCA: Es war die Hölle, und sie hat ewig gedauert, bis endlich andere Männer mir gezeigt haben, daß ich sehr wohl etwas bin.
Kapitel 9, Absatz 1122; siehe Kontext

REBECCA: Trennung und Tod. Man muß den anderen sterben lassen, um wirklich gehen zu können.
Kapitel 9, Absatz 1132; siehe Kontext

REBECCA: Die kleine Entzweiung nach der gemeinsamen Liebesnacht. Ich gehe durch den Tag, wieder nur ich, der andere irgendwo in seiner Welt, ich verstehe nicht, warum diese größte Nähe nicht länger dauern darf, und die Spuren an meinem Körper so viel länger mahnen an das kurze Glück. "Mein Kopf ist voll Tau, aus meinen Locken tropft die Nacht", weint mein Körper um den Verlust.
Kapitel 9, Absatz 1135; siehe Kontext

REBECCA: Irgendwann nach der Trennung beginnst du, den anderen wieder neu zu sehen. Ich habe zu meinen Verflossenen nachher immer noch Kontakt gehabt. Meist sind wir gute Freunde geworden. Ich finde es ganz normal, daß man sich nicht ganz und gar von jemandem trennen kann. Eine tiefe Verbundenheit bleibt oftmals bestehen.
Kapitel 9, Absatz 1138; siehe Kontext

REBECCA: Der Vergleich mit dem fremden Land gefällt mir. Vielleicht, weil ich mich häufig in ausländische Männer verliebt habe. Hier sprengt die Verliebtheit sofort eine ganze Reihe von Konventionen, und es zieht einen heraus aus der eigenen Kultur. Dennoch finde ich den Begriff Revolution problematisch.
Kapitel 10, Absatz 1185; siehe Kontext

REBECCA: Manche Menschen brauchen Widerstände.
Kapitel 10, Absatz 1191; siehe Kontext

REBECCA: Julia und Romeo bringen sich um, um dem Gesetz ihrer Väter zu entgehen, und die Prinzessin von Cl ves zieht sich ins Kloster zurück, weil sie weiß, daß eine Leidenschaft sich von Hindernissen nährt.
Kapitel 10, Absatz 1196; siehe Kontext

REBECCA: Ist das Verlieben unabdingbar für die Erneuerung des Lebens? Wäre damit nicht auch in jeder Beziehung die Bereitschaft zur Untreue angelegt?
Kapitel 10, Absatz 1219; siehe Kontext

REBECCA: Ich hatte in all meinen Beziehungen erfüllte Momente, die relativ losgelöst vom Partner waren. Ich habe sie auch über das Ende der Beziehung hinaus bewahrt. Diese Seinsmomente sind nicht unwichtig für die Liebesgefühle.
Kapitel 10, Absatz 1222; siehe Kontext