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Ein beliebiger der 1253 Wortbeiträge

Textproben
1. Begegnung
2. Eroberung
3. Sex
4. Phantasien
5. Eifersucht
6. Alltag
7. Dreiecke
8. Krise
9. Trennung
10. Verliebtheit

Autoren
Aaron
Arthur
Charlotte
Gabriel
Hector
Jan
Judith
Lucia
Rebecca
Salome



Beiträge von

ARTHUR

ARTHUR: Die Begegnung ist das Willkürliche schlechthin. Sie ist der Zufall. Du kannst sie nicht vorhersehen, nicht kalkulieren. Sie ereignet sich. Du stehst an einer Straße, schaust dich um, und plötzlich findet sie statt. Du rast durch den Supermarkt, stehst beim Gemüse und überlegst verzweifelt, was du noch brauchst. Du schaust von den Tomaten auf, triffst einen Blick und bist verloren.
Kapitel 1, Absatz 4; siehe Kontext

ARTHUR: Es ist eine seltsame Vorstellung, ein hartnäckiger Mythos, daß es im Leben nur einen Menschen geben soll, eben diese eine Liebe, dieses eine vollkommene Glück.
Kapitel 1, Absatz 10; siehe Kontext

ARTHUR: Trotzdem ist es Selbstbetrug. Das soll nicht die Liebe entwerten, die man gerade erlebt. Vielleicht geht es ohnehin vor allem um den Sex. Die Begeisterung kann zeitlich begrenzt bleiben, dann wird es ein netter heißer Taumel für ein paar Tage. Fühlt man denn sofort, ob es Liebe sein wird?
Kapitel 1, Absatz 12; siehe Kontext

ARTHUR: Ich kann bei mir auch keine Gemeinsamkeiten rekonstruieren.
Kapitel 1, Absatz 16; siehe Kontext

ARTHUR: Wir erfahren bei der Begegnung mit einem Menschen in kürzester Zeit eine Unzahl von Dingen. Ungeheure Datenmengen werden ausgetauscht. Wäre es möglich, alles Wahrgenommene, alles sich Ereignende bewußt zu machen, entstünde in wenigen Minuten ein differenziertes Bild von dem anderen.
Kapitel 1, Absatz 19; siehe Kontext

ARTHUR: Wenn ich an die Erinnerungen denke, die bestimmte Parfumdüfte hervorrufen... Da werden vergangene Zeiten lebendig!
Kapitel 1, Absatz 24; siehe Kontext

ARTHUR: Richtig! Die Erwählte, mit der ich mich um jeden Preis zu vereinigen sehne, ist nicht unbedingt schöner, charmanter oder intelligenter als so viele andere. Doch der Pfeil trifft voll ins Herz.
Kapitel 1, Absatz 31; siehe Kontext

ARTHUR: Oder in Filmschauspielerinnen. Nehmen wir einmal an, ich schwärme für Isabelle Adjani. Ich träume davon, daß mein Beruf mich nach Paris versetzt und phantasiere, daß sie mir über den Weg läuft. Ich spreche sie an, und wir gehen ins nächste Café. Schließlich geht der Traum so weit, daß ich selbst daran glaube. So macht man sich unglücklich.
Kapitel 1, Absatz 38; siehe Kontext

ARTHUR: Es gibt Menschen, die auf ihrem Lebensweg eine Spur der Vernichtung hinterlassen. Ich sage euch ja, das ist der Eros.
Kapitel 1, Absatz 54; siehe Kontext

ARTHUR: Ja, man sucht Menschen, die bestimmten eigenen Strukturen entsprechen, um bekannte Verhaltensmuster zu beleben. Bei der Objektwahl sind dunkle Mächte am Werk. In meiner augenblicklichen Beziehung ist es mir zum erstenmal gelungen, meinen Kopf mit einzuschalten und zu versuchen, die Ereignisse von Anfang an bewußter zu steuern.
Kapitel 1, Absatz 65; siehe Kontext

ARTHUR: Es gibt also Männer, die durch das Raster, das du im Kopf hast, durchfallen würden?
Kapitel 1, Absatz 69; siehe Kontext

ARTHUR: Ein Brusttrauma! Die Psychoanalyse behauptet, daß ein Säugling, dessen Nase durch die Brust der Mutter zugedrückt wurde, im späteren Leben diese Angst wiederbelebt.
Kapitel 1, Absatz 74; siehe Kontext

ARTHUR: Abgesehen von solchen Robinsonaden macht man sich innerhalb kürzester Zeit ein scharfes Bild von einem anderen Menschen. Erstens weiß man, ob er einem gefällt, zweitens ahnt man, welche Art von Beziehung entstehen könnte, wenn man sich näherkäme.
Kapitel 1, Absatz 89; siehe Kontext

ARTHUR: Konstellationen, die nicht ausbalanciert sind, sind gewollt. Wer zehn Jahre älter ist als seine Partnerin, kann mit Lebenserfahrung, beruflicher Position und finanziellem Auskommen noch imponieren, wo er bei einer gleichaltrigen Partnerin bereits kleine Brötchen backen müßte.
Kapitel 1, Absatz 91; siehe Kontext

ARTHUR: Interessant ist doch, daß alles, was unter das Thema Begegnung fällt, sinnlich und nicht sexuell ist: Es ist meist der Blick, die Stimme...
Kapitel 1, Absatz 94; siehe Kontext

ARTHUR: Man hat außer den Phantasien über eine mögliche Beziehung noch andere Phantasien. Phantasien über die Sternstunden der eigenen Sinnlichkeit...
Kapitel 1, Absatz 96; siehe Kontext

ARTHUR: Der Partner wird Repräsentationsobjekt und Schmuckstück. Wir holen uns Bewunderung und Prestige.
Kapitel 1, Absatz 105; siehe Kontext

ARTHUR: Casanova? Die Frauen geliebt?
Kapitel 2, Absatz 135; siehe Kontext

ARTHUR: Vernichtung ist die Schattenseite der Verführung. Am faszinierendsten ist für mich die Fremde, die Unbekannte, die Frau ohne Gesicht und ohne Namen, eine Loreley. Mich kann eine Stimme verführen, ohne daß ich je die Frau gesehen habe.
Kapitel 2, Absatz 165; siehe Kontext

ARTHUR: Ihr lacht, aber die Begierden vieler Menschen befriedigen sich heute in einem fiktiven Raum. Sexualität wird mehr geschaut als gelebt.
Kapitel 2, Absatz 167; siehe Kontext

ARTHUR: Narziß bringt sich um, als er sich bewußt wird, nur ein Spiegelbild zu lieben. Er begehrt sich selbst im Schein des anderen. Verführung ist zugleich Verhängnis.
Kapitel 2, Absatz 176; siehe Kontext

ARTHUR: Man zeigt sich von der Schokoladenseite und vollständig aufgeräumt oder intellektuell Kaffee schlürfend in der Ecke eines Cafés, feinsinnig mit Bleistift und Papier.
Kapitel 2, Absatz 194; siehe Kontext

ARTHUR: Richtig! Erobere sie mit deiner Eloquenz, überhäufe sie mit Komplimenten. Aus mager wird grazil und schlank, aus Kleinwuchs Flinkheit und aus Korpulenz das Gut-im-Fleische-Stehen.
Kapitel 2, Absatz 203; siehe Kontext

ARTHUR: Ich möchte noch einmal auf die Bedeutung des gesellschaftlichen Erfolges zurückkommen, weil ich schon der Meinung bin, daß Leistung und die damit verbundene Macht erotisierend wirken.
Kapitel 2, Absatz 212; siehe Kontext

ARTHUR: Die Beziehung zwischen Macht und Erotik ist in vielen Fällen nicht zu verleugnen.
Kapitel 2, Absatz 215; siehe Kontext

ARTHUR: Die post-emanzipierte Gesellschaft gibt sich dem Spiel hin, daß alles möglich ist und verdreht die Geschlechterrollen. Wenn die Frauen alternative Formen von Macht entwickeln, verwischt sich das uralte Machtspiel von Unterdrücker und Unterdrückten.
Kapitel 2, Absatz 239; siehe Kontext

ARTHUR: So ist der Anfang nicht nur eine Frage des Erfindungsreichtums oder der Initiative, sondern auch eine der günstigen Gelegenheit. Meine Liebeskunst besteht darin, jeden Liebesmoment zu ergreifen, als ersterbe die Liebe im nächsten Augenblick. Es geht darum, jegliches Ziel und damit jegliches Ende zu verdammen.
Kapitel 2, Absatz 245; siehe Kontext

ARTHUR: Eben. Ich möchte mehr und sofort.
Kapitel 2, Absatz 247; siehe Kontext

ARTHUR: Damit kommen wir ins Zentrum der ganzen Sache. Die Lust, die die Körper geben und empfinden.
Kapitel 3, Absatz 250; siehe Kontext

ARTHUR: Liebe findet in der Sexualität ihr Telos, so wie das Sexuelle überhaupt ihr Anfang ist. Die Sexualität ist das Einfachste und das Schwierigste in der Liebe, sie ist der Anfang und häufig das Ende. Sie kann die Liebe erhalten, vertiefen oder auch boykottieren. Alles dreht sich um den Sex. Und das ist gut so. Ich bin dagegen, es, wie es heute Mode ist, zu einem Moment unter anderen zu machen.
Kapitel 3, Absatz 254; siehe Kontext

ARTHUR: Da alleine kann sich alles erfüllen oder nicht erfüllen. Alles Begehren – und Liebe heißt vor allem Begehren –, verwirklicht sich in der Sexualität. Alles andere ist Abbild, Folge, Substitut, Kompensation.
Kapitel 3, Absatz 257; siehe Kontext

ARTHUR: Kommen wir zum Sex zurück.
Kapitel 3, Absatz 275; siehe Kontext

ARTHUR: Immer muß es moderat sein – in kultivierten Formen aufgehoben. Das ist nicht das Wesen des Sex. Die überverfeinerten Vorspielereien haben fast etwas Asexuelles, hinter ihnen steckt eine Angst: die Angst vor einer Überwältigung durch ein unkontrollierbares Geschehen. Sex muß unmittelbar sein, etwas Plötzliches und Heftiges. Es bricht einfach durch, und du willst nur noch eines: Lust! Du wirst ganz und gar Trieb. Ich denke an Brechts 'Baal'.
Kapitel 3, Absatz 279; siehe Kontext

ARTHUR: Ich beschreibe keine umfassende Sexualität, sondern wesentliche Momente darin.
Kapitel 3, Absatz 282; siehe Kontext

ARTHUR: So etwas habe ich nicht im Kopf. Humbug!
Kapitel 3, Absatz 284; siehe Kontext

ARTHUR: In dem Augenblick meine ich keinen anderen Menschen, kein konturiertes Subjekt, das ich vor mir sehe, es ist anonym.
Kapitel 3, Absatz 287; siehe Kontext

ARTHUR: Du bist beim Kochen und in einer äußerst mißlichen Situation, weil du gleich Besuch bekommst. Dabei berührt man sich zufällig, und plötzlich gibt es einen gewaltigen Schlag der Lust. Man fällt übereinander her, wälzt sich über den Boden, der Stuhl fällt um, irgendetwas klirrt. Alles gleichgültig. Das ist kein Spiel. Da ist keine Distanz mehr. Da sind zwei Körper, die verrückt werden aneinander.
Kapitel 3, Absatz 291; siehe Kontext

ARTHUR: Aber ist das nicht wunderbar: Der ganze Kopf, die ganzen Formen sind weg. Ein Delirium der Wollust. Nicht du führst etwas aus, sondern: etwas ereignet sich mit dir, gibt vollkommene Lust. Ich will damit nicht Sexualität schlechthin kennzeichnen, sondern Momente darin, die ich als wesentliche empfinde. Natürlich spreche ich nicht von Gewalt oder sadomasochistischem Sex.
Kapitel 3, Absatz 293; siehe Kontext

ARTHUR: Genau! Etwas, das sich erschöpft in somatischen Sensationen, die schwindelerregend sind. Das, was du willst, ist jenseits aller Sprache. Warum sollte es immer außen vor bleiben?
Kapitel 3, Absatz 295; siehe Kontext

ARTHUR: Barbarisch? Sich in Details, ins kleinste und einzelne zu vernarren, heißt doch, an einer anderen Person Dinge wahrzunehmen, die ansonsten übersehen werden. Ich mache etwas zu einem ganz Besonderen. Das Muttermal an dieser bestimmten Stelle, das Ohrläppchen, das Handgelenk. Natürlich gibt es auch eine Gegenbewegung. Aber gerade diese einzelnen Dinge, die ich besonders liebe, binden mich sehr eng.
Kapitel 3, Absatz 304; siehe Kontext

ARTHUR: Ist Sex nicht etwas vollkommen auf sich selbst Fixiertes, wie Judith sagte, und der Sex zu zweit nicht eigentlich Autoerotik? Was ich will, ist 'meine' Lust, 'meine' Befriedigung. Darum geht es.
Kapitel 3, Absatz 305; siehe Kontext

ARTHUR: Und selbst wenn es beim Sex immer um die eigene Lust ginge! Das wäre doch nicht schlimm: Sex ist vielleicht die einzige Situation, in der die Wünsche und die Lust des einzelnen volle Gültigkeit besitzen. Dazu kommt das Wunderbare, nämlich der Grund, warum Sex überhaupt funktioniert: Mein Begehren und mein Vergnügen können ganz und gar mit denen des anderen zusammenfallen. Küsse ich den anderen, ist das meine Lust, aber ebenso seine. Wo gibt es das schon?
Kapitel 3, Absatz 307; siehe Kontext

ARTHUR: Verschone mich! Ich ertrage keine Worte dabei. Sex ist der Ort, an dem die Worte und die gewöhnliche Sprache hinfällig und überflüssig ist. Die Kommunikation der Körper ist die vollkommenste Kommunikation, bar der Worte, überhaupt nicht einholbar im Verbalen. Phantastische Phänomene, die unsprachlich funktionieren.
Kapitel 3, Absatz 317; siehe Kontext

ARTHUR: Die esoterische Kommunikation der Körper ist natürlich selbst eine Sprache: sich zu streicheln, zu lieben, die Spiele, der wilde Ausbruch: alles Arten, sich zu unterhalten, miteinander zu sprechen. Dinge zu sagen, die sich sonst nicht sagen lassen. Aber es ist eine hermetische, eine dunkle und zitternde Sprache, die sich nicht übersetzen läßt in die Sprache der Begriffe. Es entfaltet sich eine höchstverfeinerte Unterhaltung, die in einer Sprache, wie ich sie jetzt benutze, niemals zu reformulieren ist. Bedeutungen, die der andere wie du selbst nur ahnen und fühlen kannst.
Kapitel 3, Absatz 319; siehe Kontext

ARTHUR: Haben wir nicht ein viel zu starres, stumpfes Bild von einem Körper? Ich glaube an einen unendlichen Prozeß, in dem sich zwei Körper stetig zu immer neuer Lust verwickeln können. Ein Körper ist nie etwas Abgeschlossenes und endgültig Festgelegtes, sondern immer in Veränderung.
Kapitel 3, Absatz 329; siehe Kontext

ARTHUR: Zuerst lernt man, was der eigene Körper und der des anderen ist, wie sie in diesem Moment empfinden. Aber schon dabei verändern sich Körper. Beide entdecken an sich erogene Zonen und Berührungen, die sie noch nicht kannten, die davor noch gar nicht zum Körper gehörten. Was dir früher eklig war, kann heute das süßeste Vergnügen sein.
Kapitel 3, Absatz 331; siehe Kontext

ARTHUR: Eben. Sexuelle Erregung ist das absolut Willkürliche. Natürlich kennt man nach einer gewissen Zeit bestimmte Handlungen und Situationen, Arrangements, die zur Erregung führen. Es gibt etwas Eingespieltes, bestimmte Tageszeiten, Orte usw. Man weiß, was einen aufregt. Aber das ist nicht das Wesentliche: Der größte Reiz liegt im Unerwarteten, im Plötzlichen. Wenn in einer ganz alltäglichen und meist unpassenden Situation ein heftiges Begehren entsteht. Wenn du dann das Verrückteste versuchst und alle peinlichen Überraschungen in Kauf nimmst, um es tun zu können. Eine Düne am Strand, wo du weißt, daß alle paar Minuten jemand vorbeikommen wird. Oder du fährst von der Autobahn ab, kilometerweite Umwege für einen Waldweg, obwohl du eh zu spät bist und es Ärger geben wird. Sex verursacht Störungen, Chaos.
Kapitel 3, Absatz 345; siehe Kontext

ARTHUR: Ich glaube – ganz allgemein –, wenn Sex für einen der beiden unbefriedigend bleibt, ist das ein legitimer Grund, eine andere Beziehung zu suchen.
Kapitel 3, Absatz 351; siehe Kontext

ARTHUR: Es gibt eine dunkle Dynamik von Verbot, Ekel und Lust. Ein Verbot schafft erst die Lust.
Kapitel 3, Absatz 355; siehe Kontext

ARTHUR: Ich würde die Differenzen auch lieber an Individuen festmachen, nicht am anatomischen Unterschied.
Kapitel 3, Absatz 370; siehe Kontext

ARTHUR: Die Verunsicherung des Mannes wird immer auf die Emanzipation der Frauen und der Schwulen zurückgeführt. Dahinter steht die Angst vor der Befreiung des Weiblichen, vor der Gleichberechtigung von Frauen und Schwulen, vor allem aber die Furcht vor einer Verweiblichung unserer Gesellschaft.
Kapitel 3, Absatz 373; siehe Kontext

ARTHUR: Die große weibliche Phantasie arbeitet dann ganz schön erbärmlich vor sich hin mit dem Ding. Wenn sie drei Variationen in der Bewegung hinbekommt, kannst du froh sein. Manchmal fühlt man sich wie abgefertigt.
Kapitel 3, Absatz 383; siehe Kontext

ARTHUR: So wird man(n) Agnostiker.
Kapitel 3, Absatz 389; siehe Kontext

ARTHUR: "Schatz, ich habe Kopfschmerzen" ist anerkannt, doch wenn die Erektion nicht hinhaut, ist es eine peinliche Katastrophe und Grund zum Spott. Da lachen die Männer sich selbst aus.
Kapitel 3, Absatz 393; siehe Kontext

ARTHUR: In einer Affäre – gut! Doch in der Liebe ist das für mich eine unerträgliche Vorstellung. Ich wäre zutiefst gekränkt, wenn meine Freundin das Gefühl hätte, sich duschen zu müssen. Das hätte eine klare Aussage.
Kapitel 3, Absatz 401; siehe Kontext

ARTHUR: Du glaubst doch nicht, daß deine Freundin Mordphantasien hat?
Kapitel 4, Absatz 409; siehe Kontext

ARTHUR: Ich kenne das schon. Am meisten interessieren mich diese Black Boxes in Amerika, dunkle Räume, in die du hineingehst und in die andere hineingehen. AIDS hat diese schöne Idee leider zunichte gemacht.
Kapitel 4, Absatz 417; siehe Kontext

ARTHUR: Es gibt natürlich Spielregeln. Man darf zum Beispiel keine persönlichen Fragen stellen.
Kapitel 4, Absatz 419; siehe Kontext

ARTHUR: Das ist nicht fair. Jetzt interessiert mich aber auch, was du damit meinst. Stellst du dir vor, daß ihr die Rollen tauschen könntet, daß du plötzlich der Mann bist? Aber wie machst du das dann im Bett beim Sex? Da finden doch deine Vorstellungen vom Tausch der Geschlechtsidentität reale Grenzen. Den Penis hat schließlich er und nicht du.
Kapitel 4, Absatz 426; siehe Kontext

ARTHUR: Strümpfe und Strumpfhalter haben noch eine andere Bedeutung: Sie unterstreichen die Länge der Beine. Angefangen von den hohen Absätzen der Schuhe bilden sie eine Gerade bis hoch hinauf zum Slip. Darin liegt die Vorstellung des schmalen, langen Stiels, die Hauptquelle aller Lust.
Kapitel 4, Absatz 436; siehe Kontext

ARTHUR: Dann ist dir etwas Wesentliches am Mann entgangen. Wahrscheinlich achtest du mehr darauf, wie ein Mann dir allein mit Worten den Himmel auf Erden bereitet.
Kapitel 4, Absatz 443; siehe Kontext

ARTHUR: Wie stellst du dir denn den Körper einer Frau vor?
Kapitel 4, Absatz 451; siehe Kontext

ARTHUR: Sehr nekrophil.
Kapitel 4, Absatz 453; siehe Kontext

ARTHUR: Warum betonst du das so?
Kapitel 4, Absatz 455; siehe Kontext

ARTHUR: Wenn man dich stehen läßt?
Kapitel 4, Absatz 458; siehe Kontext

ARTHUR: Das waren ja zwei Assoziationen, einmal Schimmel und Sex und einmal Verwesung und Sex.
Kapitel 4, Absatz 461; siehe Kontext

ARTHUR: Der Inbegriff des Höchsten wäre also eine Frau gebettet in Schleim und Schimmel.
Kapitel 4, Absatz 463; siehe Kontext

ARTHUR: Da gibt es nichts zu bewahren, höchstens im Kopf, in der intellektuellen Verarbeitung der eigenen Geschichte, nicht aber im Unterleib.
Kapitel 4, Absatz 469; siehe Kontext

ARTHUR: Ich möchte mich jetzt nicht auf eine solche kunstphilosophische Diskussion einlassen. Das ist doch ein wenig schematisch dahergesagt. Wir sollten lieber unsere eigenen Phantasien zu Wort kommen lassen, als über die Art und Weise zu reden, wie Männer und Frauen ihre Bettgeschichten verarbeiten. Das klappt mit der Philosophie eh nicht.
Kapitel 4, Absatz 472; siehe Kontext

ARTHUR: Und es hat etwas sehr Voyeuristisches. Ich frage mich nur, wie man sich auf diese Weise auslöschen kann. Der Gedanke der Auslöschung ist mir zwar nicht fremd, aber ich stelle mir sie nicht so vermittelt vor. Eher hat das für mich etwas mit absoluter Unmittelbarkeit zu tun. Die Auslöschung, und eben auch die eigene, erfolgt mit einem Schlag. Du fällst sie oder dich selbst, wie du einen Baum fällen würdest mit dem letzten entscheidenden Schlag deines Beiles. Das hat auch etwas mit der Sexualität zu tun. Die beiden Leiber gehen aufeinander zu und rammen unter Getöse aneinander wie der Bug zweier Schiffe unter Wasser. Es ist ein dumpfes Geräusch, das dir dein eigenes Ende blitzartig vor Augen führt. Da ist dann kein Raum mehr für irgendwelche idealistischen Verschmelzungsphantasien. Da siehst du nur noch schwarz vor Augen.
Kapitel 4, Absatz 481; siehe Kontext

ARTHUR: Ja, oder daß man Stutenurin trinkt, um sich zu verjüngen und leistungsfähiger zu sein, wie es bei Hans Henny Jahnn zu lesen ist.
Kapitel 4, Absatz 494; siehe Kontext

ARTHUR: Tack tack.
Kapitel 4, Absatz 504; siehe Kontext

ARTHUR: Sie ist zerstörerisch, sie treibt die Beziehungen an ihr Ende. Sie zwingt schließlich den Partner, gegen den sich die Eifersucht wendet, in Verstrickungen hinein, aus denen er sich nicht mehr herauswinden kann. Er fängt an zu lügen, um den kleinsten der Gründe für ein Aufbrausen des anderen aus der Welt zu wischen.
Kapitel 5, Absatz 517; siehe Kontext

ARTHUR: Das ist doch pure Ideologie, Eifersucht ist nicht ein zwangsläufiger Bestandteil der Liebe und schon gar kein Liebesbeweis.
Kapitel 5, Absatz 519; siehe Kontext

ARTHUR: Das mußt du schon erklären.
Kapitel 5, Absatz 521; siehe Kontext

ARTHUR: Ich weiß nicht. Ich bin da überhaupt nicht repräsentativ, weil ich das Gefühl der Eifersucht nicht kenne. Ich habe das früher einmal gekannt, in meiner allerersten Beziehung, und dann nie wieder. Vielleicht habe ich es einfach ausradiert, weil es zu verletzend war.
Kapitel 5, Absatz 525; siehe Kontext

ARTHUR: Nun ja, in lustvollen, netten Inszenierungen kommt die Eifersucht schon vor.
Kapitel 5, Absatz 527; siehe Kontext

ARTHUR: Vielleicht lasse ich in der Inszenierung zu, was ich sonst nicht zulasse. Es gibt natürlich Grenzen, zum Beispiel, wenn ich meine Freundin mit einem anderen im Bett erwische. Die Reaktion, die ich mir daraufhin vorstellen könnte, hat im eigentlichen Sinne nichts mit Eifersucht zu tun. In dem Moment wäre mein Liebesobjekt tot. Ende.
Kapitel 5, Absatz 529; siehe Kontext

ARTHUR: Nein. Es würde mich nicht verletzen. Mein Liebesobjekt wäre einfach tot. Es würde daliegen wie ein abgeschossener Hase. Wäre hinüber.
Kapitel 5, Absatz 531; siehe Kontext

ARTHUR: Der körperliche Kontakt könnte vielleicht so eine Grenze sein. Wenn sie einen anderen Mann küßt, ist diese Grenze überschritten.
Kapitel 5, Absatz 549; siehe Kontext

ARTHUR: Wenn ich mir vorstelle, daß meine Freundin früher schon mit einem anderen im Bett gelegen hat, werde ich zur Bestie. Ich will der einzige sein, auch wenn ich weiß, daß es nicht so ist.
Kapitel 5, Absatz 558; siehe Kontext

ARTHUR: ...als die Liebe zum Herrn.
Kapitel 5, Absatz 594; siehe Kontext

ARTHUR: Das ist aber Mimikry. Vollendet.
Kapitel 5, Absatz 601; siehe Kontext

ARTHUR: Du hättest auch sagen können: "Ich bin du, Entschuldigung!"
Kapitel 5, Absatz 603; siehe Kontext

ARTHUR: Was hat dein Freund dazu gesagt?
Kapitel 5, Absatz 605; siehe Kontext

ARTHUR: Das ist eine extreme Identifikation. Genau so funktioniert das.
Kapitel 5, Absatz 609; siehe Kontext

ARTHUR: Ich finde den Gedanken unerträglich, daß meine Freundin bei meinen Verflossenen anruft. Das wäre ungeheuerlich. Das ist meine Geschichte.
Kapitel 5, Absatz 611; siehe Kontext

ARTHUR: Da unterschätzt du die Energien, die frei gesetzt werden können. Interessant ist, daß du nicht aggressiv auf ihn reagiert hast, sondern dich mit den Frauen indentifiziert hast. Wenn die Frauen dich liebten, konntest du dich selbst lieben.
Kapitel 5, Absatz 613; siehe Kontext

ARTHUR: Anders noch: Du führst den Betrug endlich durch. Dieser Wahn, der zunächst auf nichts beruht, verhilft dem Betrug zur Realität. Du betrügst deinen rasend eifersüchtigen Partner, um dem Wahn einen Boden zu geben. Endlich hat die Raserei einen Grund! Das kann sogar einen Effekt von Erleichterung haben, vielleicht sogar für beide. Jeder Wahn hat die Eigenschaft, sich in ungreifbare Gegenden zu versteigen. Mit diesem realen Betrug wird er zum Teil wieder auf den Boden der Wirklichkeit zurückgebracht.
Kapitel 5, Absatz 624; siehe Kontext

ARTHUR: Ja, ich glaube an die Wirksamkeit dieses Verfahrens.
Kapitel 5, Absatz 627; siehe Kontext

ARTHUR: Würde in einer Beziehung nicht alles umgekrempelt, wenn der Partner aus solchen Verhaltensweisen ausbricht? Bei manchen scheint mir das Fehlen der Eifersucht des Partners zum Stachel für die Liebe zu werden.
Kapitel 5, Absatz 639; siehe Kontext

ARTHUR: Dann bist du natürlich enttäuscht, wenn du nichts weiter findest als ein schlafendes Bündel.
Kapitel 5, Absatz 644; siehe Kontext

ARTHUR: Ich kann nicht verstehen, daß in unserem Gespräch die Eifersucht immer noch als eine Sorge um den anderen Menschen dargestellt wird. Mir erscheint sie vielmehr als sehr egozentrisch, narzißtisch. Was gibt die Eifersucht denn dem anderen Menschen? Handelt es sich dabei nicht um eine ungeheuerliche und nicht zu erfüllende Forderung, nämlich in allem auf den Partner bezogen zu sein und seiner Sucht, alles auf sich beziehen zu wollen, entgegenzukommen? Weil in Wahrheit ein Hunger nach Selbstbestätigung besteht? Die narzißtische Natur der Eifersucht wird dadurch bewiesen, daß sie oft richtungslos bleibt, daß sie häufig gar nicht weiß, auf wen oder was sie sich bezieht. Sie ist Ausdruck eines leeren Egos. Man will voll werden vom anderen, ihn einverleiben, sich endlich an ihm sättigen, seinen Liebeshunger ein für allemal stillen.
Kapitel 5, Absatz 650; siehe Kontext

ARTHUR: Das ist die blanke Illusion. Nach einem halben oder einem Jahr ist der erste große Ansturm der Leidenschaft verwirkt. Danach kann es nur noch darum gehen, die sich einstellenden Streitereien oder das Hervortreten der Eigenarten des anderen auszuhalten. Man muß sich darüber im klaren sein, daß die so erzielte Harmonie ein Kompromiß ist, dem du, wenn du die Beziehung auf Dauer anlegst, nicht entkommen kannst.
Kapitel 6, Absatz 658; siehe Kontext

ARTHUR: Die Einschätzung des Partners ist entscheidend, wenn man ein Stadium erreicht hat, bei dem es um die Frage geht: Sein oder Nichtsein der Beziehung. Dazu gehört vor allem, ob er deine und du seine Marotten akzeptierst.
Kapitel 6, Absatz 665; siehe Kontext

ARTHUR: Ja, man läßt den anderen in die Mine treten!
Kapitel 6, Absatz 670; siehe Kontext

ARTHUR: Alles, von der einfachen Tretmine bis zur Splittermine.
Kapitel 6, Absatz 672; siehe Kontext

ARTHUR: Das ist doch Schwachsinn.
Kapitel 6, Absatz 682; siehe Kontext

ARTHUR: ...desto mehr werden die Gedanken aus deinem Körper in deinen Kopf getrieben. Wenn gewisse Dinge fallen, fällt der Groschen.
Kapitel 6, Absatz 709; siehe Kontext

ARTHUR: Ich bin für abgeschlossene Toiletten und Badezimmertüren. Wichtig ist, daß Vertrautheit entsteht, daß man sich verhalten kann, wie man will, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Hier entsteht das Gefühl von Sicherheit.
Kapitel 6, Absatz 714; siehe Kontext

ARTHUR: Das Bedürfnis, seine eigene Nackheit in ein Geheimnis zu verhüllen, ist in eine feinsinnige Dialektik von Verbergung und Enthüllung verwoben. Es bildet die unterirdische Antriebskraft für das Begehren. Wenn sich die Partner nach der stürmischen Phase des Anfangs auf dieses Spiel nicht mehr einlassen, führt der Weg zwangsläufig in die Abstumpfung.
Kapitel 6, Absatz 718; siehe Kontext

ARTHUR: Das hört sich sehr nach Klammern an. Ich würde mit Aggressionen reagieren, wenn man versuchen würde, mich ständig hinter sich herzuziehen. Da halte ich es mehr mit der Devise, sich seine Partnerin ein wenig auf Distanz zu halten.
Kapitel 6, Absatz 722; siehe Kontext

ARTHUR: Die Geschichte, die man gemeinsam hat, wird zu der Geschichte überhaupt. Als Beschwörung der eigenen Liebe, ihrer Besonderheit und ihrer Endgültigkeit wird sie unendlich erzählt. Man rekonstruiert sie und entdeckt immer Neues, was zu ihr gehört. Sie wird immer länger, greift immer weiter zurück in die Vergangenheit. Irgendwann beginnst du die Geschichte ein halbes Jahr früher, an dem Tag nämlich, an dem du zufällig und eher widerwillig mit einem Kollegen einen Kaffee getrunken hast, der dich auf die Party einlädt, wo du den Bruder deiner jetzigen Freundin triffst...
Kapitel 6, Absatz 745; siehe Kontext

ARTHUR: Du machst die Liebe zu einer Geschichte. Du setzt sie ab von dem, was sonst geschieht, dem Zufall, dem Zerstreuten. Daraus erhält alles seinen restlosen Sinn.
Kapitel 6, Absatz 747; siehe Kontext

ARTHUR: Für mich sind Männerfreundschaften der Inbegriff des Grauens.
Kapitel 7, Absatz 758; siehe Kontext

ARTHUR: Ich möchte in der Freundschaft wie in der Liebe so akzeptiert werden wie ich bin, mit meinen Qualitäten und Fehlern. Diese Anerkennung finde ich eher bei Frauen.
Kapitel 7, Absatz 767; siehe Kontext

ARTHUR: Das ist sehr traurig. Die Arbeit an der Liebe, der Einsatz, etwas aufzubauen, ist ein wichtiges Moment. Auch in der freundschaftlichen Liebe.
Kapitel 7, Absatz 786; siehe Kontext

ARTHUR: Dreieckskonstellationen führen zu Vergleichen, und der Vergleich führt zur Eifersucht. Wer ist der Stärkere, ich oder der Rivale?
Kapitel 7, Absatz 791; siehe Kontext

ARTHUR: Oft ist der Rivale nur scheinbar abwesend. Er wird durch einen Spaltungsmechanismus oder durch die Phantasie ersetzt: Die geliebte Person spaltet sich dann in Subjekt und Objekt. Dabei werden die drei Spitzen des Dreiecks wieder hergestellt.
Kapitel 7, Absatz 793; siehe Kontext

ARTHUR: Das hat nichts mit Zerstörung zu tun. Eher ist es eine Art Naturgesetz, daß zwischen zweien ein Drittes auftauchen muß. Mit diesem Dritten entwerfe ich Möglichkeiten, Freiräume, hier siedelt sich meine Imagination an. Dieses Dritte gibt mir die Gelegenheit, mich ab und zu aus der Zweierbeziehung zu entfernen. Das soll keine Bedrohung für meine Partnerin darstellen. Das ist der Raum, den ich für mich beanspruche, und ohne dessen Gewährung ich nicht in der Lage wäre, überhaupt eine Beziehung zu führen. Die Vorstellung, dieses Dritte wäre ausgeschlossen, ist für mich ein Horror. Ich sehe nicht ein, warum es mir verboten sein soll, Bilder von anderen Frauen zu entwerfen, ihnen auch ein bißchen zu huldigen. Ich liebe nun einmal die Schönheit, sie entzündet, inspiriert mich, und was ich liebe, das male ich mir aus.
Kapitel 7, Absatz 801; siehe Kontext

ARTHUR: Oder er ist der Inbegriff des Dionysischen, der Vervielfältigung der Lust. Eine Übertretung der Grenze, die das reale Leben auferlegt. Das Treuekonzept ist doch nur ein moralisches Konstrukt, dazu da, gewissen Leidenschaften einen Riegel vorzuschieben und das promiskuitive Leben zu verhindern.
Kapitel 7, Absatz 806; siehe Kontext

ARTHUR: Eine überaus noble Geste.
Kapitel 7, Absatz 818; siehe Kontext

ARTHUR: Welche Rolle hat der andere Mann in deinem Leben gespielt?
Kapitel 7, Absatz 832; siehe Kontext

ARTHUR: Zwei Menschen auf einer Insel sind nicht lebensfähig. Damit assoziierte ich immer nur die folie deux.
Kapitel 7, Absatz 851; siehe Kontext

ARTHUR: Du scheinst eine sehr positive Auffassung von der folie deux zu haben. Für mich ist das eher die Verwirklichung eines Alptraums. Hier wird nun tatsächlich das dritte Moment ausgeschlossen, und gerade aufgrund dieses Ausschlusses kann sich der Wahnsinn einnisten.
Kapitel 7, Absatz 853; siehe Kontext

ARTHUR: Oh, die Ausformungen dieses Wahnsinns sind so vielfältig, wie es die menschliche Psyche nur sein kann. Entscheidend für mich ist, daß so scheinbar harmlose Vorstellungen von Harmonie im Terror enden.
Kapitel 7, Absatz 855; siehe Kontext

ARTHUR: Bist du von allen guten Geistern verlassen?
Kapitel 7, Absatz 861; siehe Kontext

ARTHUR: Du hast recht, während auf der einen Seite die Liebe mit ihren unzähligen Spielarten steht, breitet sich hier ein ganzes Arsenal von möglichen Waffen zwischen zwei Menschen aus. Ausdrücke wie 'Stierkampfarena', 'Schlachtfeld' liegen da nahe. Es kann einem schon manchmal einen Schrecken einjagen, welch subtile Waffen der Geist zweier Liebender auszutüfteln vermag.
Kapitel 8, Absatz 865; siehe Kontext

ARTHUR: Ich halte Rebeccas Schilderungen für eine Art Mauerblümchen-Phantasie.
Kapitel 8, Absatz 871; siehe Kontext

ARTHUR: Worauf spielst du an? Auf die Ich-liebe-dich-Litaneien, mit denen vom anderen permanent der Liebesschwur abverlangt wird? Ich finde es extrem disharmonisch, wenn von mir der permanente Eid verlangt wird. Es reicht nicht, daß ich handle und daß sich meine Liebe in diesen Handlungen ausdrückt. Ich werde gezwungen, diese Liebe zu formulieren. Liebe ohne Sprache wird zur Nicht-Liebe deklariert. Das wird zum inflationären Liebesbeweis: Liebst du mich? Ja! Liebst du mich auch wirklich? Ja! Das ist ein Infinitumprozeß, das sind schließlich doch Zeichen von Nichtliebe.
Kapitel 8, Absatz 873; siehe Kontext

ARTHUR: Oder sie getötet wird.
Kapitel 8, Absatz 875; siehe Kontext

ARTHUR: Das ist die Krise in Permanenz. Der Krisenzustand kann auch ein Mittel sein, die Beziehung lebendig zu halten. Oftmals lassen sich dann Krise und Trennung gar nicht mehr voneinander unterscheiden.
Kapitel 8, Absatz 910; siehe Kontext

ARTHUR: Was darauf hinausläuft, daß man zusammen entweder ganz schnell eine Eigentumswohnung kauft oder sich ohne großes Theater trennt.
Kapitel 8, Absatz 928; siehe Kontext

ARTHUR: Ich könnte mir vorstellen, gegenüber meiner Freundin einen richtigen Ekel zu entwickeln. Plötzlich würde ich dann einen Geruch an ihr wahrnehmen, der mich vollkommen abstoßen würde; einen Geruch, den ich mit Unsauberkeit und Fäulnis verbinde.
Kapitel 8, Absatz 931; siehe Kontext

ARTHUR: Nein, ich meine das eher im übertragenen Sinn. Das ist nur eine Vorstellung, in die du dich hineinsteigern kannst. Vielleicht riecht sie gar nicht anders als sonst auch, aber ihr Geruch ist dir plötzlich fremd.
Kapitel 8, Absatz 933; siehe Kontext

ARTHUR: Die Entfremdung entsteht in vergilbten Bilderhaufen. Je weiter eine Beziehung in der Zeit fortschreitet, um so größer wird dieser Bilderhaufen. Dort stinken die alten Streitereien und Enttäuschungen, dort verfaulen nicht verdaute Verletzlichkeiten und kleine Boshaftigkeiten, gedeihen die alten Vorwürfe und Häßlichkeiten. Das legt sich auf einen wie wie muffiger Pilz.
Kapitel 8, Absatz 939; siehe Kontext

ARTHUR: Das, was Du Jan ständig vorgeworfen hast, hat euch dennoch gerettet. Was für eine eigenartige Paradoxie!
Kapitel 8, Absatz 943; siehe Kontext

ARTHUR: Du gehst davon aus, daß bei beiden die Bereitschaft zum Kampf besteht. Es ist aber auch möglich, daß einer sich herauszuziehen beginnt. Wo zwei miteinander ringen, sind sie doch immer noch aneinander interessiert.
Kapitel 8, Absatz 955; siehe Kontext

ARTHUR: Das klingt sehr pathetisch. Ich würde diese Dinge allenfalls zurückhaben wollen, weil es mir um das schöne Geld leid täte, was ich für die dumme Ziege rausgeschmissen habe.
Kapitel 8, Absatz 961; siehe Kontext

ARTHUR: Niemand ist gezwungen, sich all das auch noch anzuhören! Die Welt ist ja groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen.
Kapitel 8, Absatz 971; siehe Kontext

ARTHUR: Nein nein, das Lachen ist hier fehl am Platze. Das ist das Ende.
Kapitel 8, Absatz 983; siehe Kontext

ARTHUR: Das Thema Trennung ist wahrscheinlich genauso kompliziert wie das der Liebe. Beide haben unzählige Erscheinungsformen.
Kapitel 9, Absatz 986; siehe Kontext

ARTHUR: Jan, hast du nie die Schnauze voll?
Kapitel 9, Absatz 1003; siehe Kontext

ARTHUR: Ist das Phantasielosigkeit? Nach einer Trennung tauchen doch erst wieder all jene Wünsche, Hoffnungen, Utopien von verdrängten Lebensentwürfen auf, die in der notwendig begrenzten Liebesbeziehung keinen Raum haben konnten.
Kapitel 9, Absatz 1014; siehe Kontext

ARTHUR: Ich kann das gar nicht voneinander trennen. Ich löse mich von einem bestimmten Bild, das ich von meiner Geliebten habe nur, als ich mich auch von meinem eigenen Zwang trenne, die andere als diese Bestimmte zu entwerfen. Mit anderen Worten: Ich trenne mich von einer Bewußtseinsverfassung meiner selbst, indem ich die andere verlasse. Endgültig. Da gibt es kein Zurück.
Kapitel 9, Absatz 1025; siehe Kontext

ARTHUR: Vielleicht. Auch Gehenkönnen will gelernt sein.
Kapitel 9, Absatz 1027; siehe Kontext

ARTHUR: Will sagen: Liebe findet im Kopf statt.
Kapitel 9, Absatz 1032; siehe Kontext

ARTHUR: Auch wenn man Verhaltensweisen eingespielt hat, verlieren sie also nicht ganz ihre Bedeutung.
Kapitel 9, Absatz 1036; siehe Kontext

ARTHUR: Mir scheint, daß sie nur aufgeschoben wird. Der neuralgische Punkt ist nicht auszulöschen, andernfalls hätte das Sich-trennen-Wollen doch irgendwann ein Ende.
Kapitel 9, Absatz 1039; siehe Kontext

ARTHUR: Die Außenperspektive geht verloren, das Korrektiv, die zweite Deutung dessen, was mein Leben bis dahin war, das ich mit der anderen geteilt habe. Meine Vergangenheit wird erst dann ganz meine, aber sie entzieht sich nach der Trennung von ihrem Teilhaber auch der anderen Deutung, sie sedimentiert sich, wird starr.
Kapitel 9, Absatz 1050; siehe Kontext

ARTHUR: So entsteht die eigene Geschichte. Bliebe alles Erlebte für zukünftige Deutungen offen, wäre man ja immer am Nullpunkt des eigenen Weges. Irgendwann muß man sich entscheiden – und oft tut man es erst in der Trennung vom anderen. Und dieser interpretatorischen Entscheidung über die gemeinsame Vergangenheit sind alle Entscheidungen gegen die versäumten Möglichkeiten inhärent. Um diese andere Geschichte, die ich hätte haben können, trauere ich im Moment des Gehens, weniger um die Frau, mit der ich nun nicht mehr zusammenleben werde.
Kapitel 9, Absatz 1052; siehe Kontext

ARTHUR: Steckt in diesem Anderswerden eine Entwicklung?
Kapitel 9, Absatz 1057; siehe Kontext

ARTHUR: Existentialismus pur.
Kapitel 9, Absatz 1074; siehe Kontext

ARTHUR: Ich weiß nicht, ob man das Maß einer vollzogenen Trennung wirklich an der Präsenz von Gegenständen, Zeichen und Symbolen ablesen kann. Es gibt einen großen Unterschied zwischen denen, die bewußt alles mitnehmen oder alles zurückbehalten, was zu der gemeinsamen Zeit gehörte, und denen, die sich um die zurückgelassenen Spuren nicht weiter scheren.
Kapitel 9, Absatz 1076; siehe Kontext

ARTHUR: Wer geht, der läßt zurück, der nimmt nichts mit.
Kapitel 9, Absatz 1085; siehe Kontext

ARTHUR: Warum? Nach der Trennung fängt doch die Zeit, das neue Leben, erst wieder an?
Kapitel 9, Absatz 1087; siehe Kontext

ARTHUR: Eben Welt. Ist das nicht auch reizvoll, diese Unausgelegtheit der Welt, diese Offenheit und neue Auslegbarkeit?
Kapitel 9, Absatz 1090; siehe Kontext

ARTHUR: Ich trenne mich von meiner Freundin, wenn ich sie mit einem anderen im Bett finde. Wir haben uns dann nichts mehr zu sagen, sie hat das, was sie lebendig machte, einem anderen gegeben. Wer das Geheimnis seines Bettes preisgibt, verwirkt sich alle Liebe.
Kapitel 9, Absatz 1100; siehe Kontext

ARTHUR: Aber sie kann von mir als dem Betrogenen doch gar nicht ermessen werden. Schluß ist, wenn meine Geliebte mit einem anderen auch nur Händchen hält. Wenn sie sich öfter mal mit ihm trifft, weil er so schön über Goethe-Gedichte zu sinnieren versteht, kann ich über den Grad ihres Verliebtseins doch nur spekulieren. Ich bin da ganz Materialist. Nur im Körperlichen gibt es absolute Grenzen. Das faktische Geschehen überzeugt mich mehr als die Ausflüge meiner Freundin ins Geistige. Da ist alles unbestimmbar.
Kapitel 9, Absatz 1102; siehe Kontext

ARTHUR: Und was war da so anders?
Kapitel 9, Absatz 1113; siehe Kontext

ARTHUR: Wir haben eine Reihe verschiedener und widersprüchlicher Trennungsanlässe angesprochen. Einer ist die negative Epiphanie ohne Begründung, ein anderer die langsame Einsicht in die Lieblosigkeit der Liebe. Einige unter uns begründen ihre Trennung vom Geliebten mit den ausgebliebenen Worten, andere mit der Entfremdung des geliebten Körpers. An beiden aber hängt man, an den Worten des anderen und an seinem Körper. Wie lange dauert der Ablösungsprozeß nach der Trennung?
Kapitel 9, Absatz 1119; siehe Kontext

ARTHUR: Bei mir geht so etwas immer ganz radikal, zack-zack. Wenn die Sache entschieden ist, gibt es keine Begegnungen mehr mit ihr. Was würde das noch bringen? Erneute Unsicherheit, erneute Reflexion, die Verlängerung der Qual.
Kapitel 9, Absatz 1124; siehe Kontext

ARTHUR: Ich versuche, die Erinnerung und die noch vorhandenen Gefühle möglichst schnell bis an ihr Ende zu führen. Ich steigere den Schmerz durch traurige Musik, isoliere mich vollständig, ich bringe mich an die Grenze meiner Leidensfähigkeit – und nach ein paar Tagen ist das Leiden ausgereizt, es sticht nicht mehr. Das Frühstück schmeckt mir wieder, das Kino, ein Spaziergang, die Gesellschaft anderer Menschen machen mir Freude. Ich halte nichts von den langsamen Trennungen, in ihnen verfließt der Schmerz in der Zeit und endet in der Langeweile, die mir von verlassenen Geliebten entgegenschlägt. Lieber leide ich intensiv und bewahre mir das Besondere an ihr, das die Zeit nur zerstören würde.
Kapitel 9, Absatz 1126; siehe Kontext

ARTHUR: Dann ruft sie dich an, du weißt es genau, daß sie es ist. Du sagst: "Hallo!" Sie meldet sich nicht. Du sagst: "Wer ist da bitte?" Sie meldet sich nicht. Mit einem Mal klickt es, und die Leitung ist tot. Schweigen.
Kapitel 9, Absatz 1141; siehe Kontext

ARTHUR: Verliebtsein antizipiert die unmittelbare Lust, und Erregung mindert die Zurechnungsfähigkeit.
Kapitel 10, Absatz 1149; siehe Kontext

ARTHUR: Beginnt das Gefühl nicht, wenn das "Ich bin verrückt nach der Haut, die ich da vor mir sehe" in das definitiv Sexuelle umschlägt? Beginnt die Verliebtheit nicht mit der physischen Erektion?
Kapitel 10, Absatz 1154; siehe Kontext

ARTHUR: Siehst du, das ist bei mir ganz anders. Vom ersten Tag an kann ich mir den Körper sehr genau vorstellen...
Kapitel 10, Absatz 1156; siehe Kontext

ARTHUR: Ihr seid denaturiert! Warum gegen die Regungen des Fleisches angehen, warum den sanguinischen Appetit zügeln, wenn man Lust auf Sex hat? In euren schöngeistigen Gourmet-Begriffen bleibt das Berserkerhaft-Leidenschaftliche völlig ausgespart.
Kapitel 10, Absatz 1158; siehe Kontext

ARTHUR: Eine unmittelbare, ungebremste, fleischliche Lust und irrsinnige Erregtheit, die sich nicht um irgendwelche sublimierte Formen schert, sondern einfach drauflosspringt. Die heftigen Aufwallungen haben ihren Impuls in der animalischen Natur des Menschen. Ihnen möchte ich mich hingeben.
Kapitel 10, Absatz 1160; siehe Kontext

ARTHUR: Unsinn! Jedermann hat diesen Rest von Instinkt und Authentizität in sich. Deshalb sind die Momente spannend, in denen es durchschlägt und die Spiele und das Kultivierte beseitigt werden, Momente, in denen etwas aufbricht. Um sich danach wieder aufzufangen und sich zurückzunehmen, erneut spielerisch zu werden. Die Verliebtheit lebt von diesen Perspektiven.
Kapitel 10, Absatz 1162; siehe Kontext

ARTHUR: Das ist mir zu verklärt.
Kapitel 10, Absatz 1170; siehe Kontext

ARTHUR: Verlieben wäre ein Betreten des neuen Lebens ohne Paß.
Kapitel 10, Absatz 1180; siehe Kontext

ARTHUR: Wenn das nicht ein romantischer Mythos ist!
Kapitel 10, Absatz 1183; siehe Kontext

ARTHUR: Du legst großen Wert auf die Trennung von Gefühl und Sex.
Kapitel 10, Absatz 1200; siehe Kontext

ARTHUR: De facto verliebt man sich nur in sich selbst.
Kapitel 10, Absatz 1227; siehe Kontext

ARTHUR: Das narzißtische Spiel, das Gabriel beschreibt, ist ja noch infamer, wenn man bedenkt, daß in der Liebe immer auch eine Idealisierung stattfindet. Derart künstlich überhöht, wirft die Geliebte einen unendlich verzaubernden Schein auf mich zurück.
Kapitel 10, Absatz 1235; siehe Kontext

ARTHUR: Sterben auf dem Höhepunkt der Liebe: da geht es nicht um eine Apologie des Todes, sondern darum, in der Fülle zu bleiben, sie zu bewahren.
Kapitel 10, Absatz 1247; siehe Kontext